Animal of the Month Dez 2018

Stockente

Stockente auf Eisfläche - Foto: Frank Derer

Stockente auf Eisfläche - Foto: Frank Derer

Anas platyrhynchos (Linne`1758)

Die Stockente (Anas platyrhynchos) ist eine Vogelart aus der Familie der Entenvögel (Anatidae). Sie ist die größte und am häufigsten vorkommende Schwimmente Europas und die Stammform der Hausente. Ausgewachsene Männchen im Balzkleid sind mit ihrem grünmetallischen Kopf, dem gelben Schnabel und dem weißen Halsring unverwechselbar, die Weibchen sind unscheinbarer hellbraun mit orangenem Schnabel.

Stockentenpaar Foto: Rosel Eckstein / pixelio.de

Stockentenpaar Foto: Rosel Eckstein / pixelio.de

Ihre Häufigkeit ist darauf zurückzuführen, dass sie sowohl bei der Wahl ihrer Brutplätze als auch ihrer Aufenthaltsorte wenig anspruchsvoll sind, sofern irgendeine Art von Gewässer vorhanden ist. Über lange Zeit war der Name Wildente gebräuchlicher, was aus ornithologischer Sicht eine unbefriedigende Bezeichnung ist, da dieser Name artübergreifend auch für alle übrigen wilden Enten gilt. In der Jägersprache findet sich diese Bezeichnung noch immer, und auch in der Gastronomie wird bei einem Wildentengericht in der Regel eine Stockente zubereitet. Die wissenschaftliche Artbezeichnung platyrhynchos bedeutet Breitschnabel und leitet sich aus dem Altgriechischen ab.

Stockenten werden bis zu 58 Zentimeter lang, ihre Flügelspannweite beträgt bis zu 95 Zentimeter. Das Männchen trägt im Zeitraum zwischen Juli und August sein Schlichtkleid und sieht dabei dem Weibchen zum Verwechseln ähnlich. Lediglich anhand der Schnabelfärbung lässt sich in dieser Zeit das Geschlecht bestimmen, denn der Schnabel des Männchens ist weiterhin deutlich gelb, teils mit einem Stich ins Grüne, wogegen der Schnabel des Weibchens in der Grundfarbe orange aussieht und teils vollständig, teils nur in der Mitte dunkel-grau bis braun überlaufen ist. Das Weibchen hat eine braun-grau gesprenkelte Färbung, wodurch die Tiere an Land gut getarnt sind. Das einzig Auffällige ist der blaue Flügelspiegel, der dem des Männchens entspricht. Im Flug wird bei beiden Geschlechtern die weiße Umrandung des blauen Flügelspiegels sichtbar.

Schnabelvergleich: links weiblich, rechts männlich

Schnabelvergleich: links weiblich, rechts männlich

Beide Geschlechter tragen den charakteristischen blauen Flügelspiegel mit schwarz-weißem Rand

Beide Geschlechter tragen den charakteristischen blauen Flügelspiegel mit schwarz-weißem Rand

Stockenten haben etwa 10.000 Daunen und Deckfedern, die sie vor Nässe und Kälte schützen. Sie fetten dieses Federkleid immer ein, so dass kein Wasser durch das Gefieder dringt. Die Bürzeldrüse an der Schwanzwurzel liefert das Fett. Die Ente nimmt das Fett mit dem Schnabel auf und streicht es damit ins Gefieder. Auf dem Wasser wird die Ente von einem Luftpolster getragen. Die Luft hält sich zwischen dem Daunengefieder, und die Deckfedern schließen die Daunen ab. Zusammen mit dem Fettpolster unter der Haut verhindert die eingeschlossene Luftschicht, dass Körperwärme verloren geht und die Ente auskühlt. Stockenten neigen grundsätzlich zur Bastardisierung mit anderen Entenarten und kreuzen sich gerne mit den von ihnen abstammenden Hausenten. Umgekehrt werden aus Wildpopulationen stammende Stockenten immer wieder zur Blutauffrischung der Hausenten hinzugezogen oder dienen zur Züchtung neuer Schläge. Individuen, die in ihrem Erscheinungsbild von dem normaler Stockenten abweichen, sind gelegentlich auch in der Feldflur zu beobachten. Häufiger jedoch tauchen solche fehlgefärbten Individuen unter den Stadtpopulationen auf. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Gefangenschaftsflüchtlinge, das heißt sowohl entflogene Hausenten als auch nichtheimisches Wasserziergeflügel, sich auf Grund ihrer geringeren Fluchtdistanz zum Menschen sowie des reichhaltigeren Nahrungsangebots, in den gleichen städtischen Gebieten niederlassen wie die Stockenten.

Variation bereits bei den Stockentenküken Foto: Gerhard Brodowski

Variation bereits bei den Stockentenküken Foto: Gerhard Brodowski

Das normale Prachtkleid des Erpels ist grau mit brauner Brust, bräunlichem Rücken und schwarzen Ober- und Unterschwanzdecken. Der Kopf ist metallisch grün mit weißem Halsring darunter, der Schnabel grün-gelb. Am Hinterrand der Flügel befindet sich ein metallisch blaues, weiß gesäumtes Band, der Flügelspiegel. Die schwarzen Federn an der Schwanzspitze sind zu Erpellocken aufgerollt. Beim Mauserverlauf gibt es erhebliche individuelle, aber auch populations-spezifische Unterschiede. Bei mitteleuropäischen Stockenten wechseln die Erpel zu Beginn der praenuptialen* Mauser (*vor der Brutzeit) im Zeitraum zwischen Juli und August zunächst das Schwingengefieder und sind dann für drei bis fünf Wochen flugunfähig. Währenddessen erfolgt der Wechsel des übrigen Gefieders. Erst im Dezember ist die anschließende Entwicklung des Prachtkleides abgeschlossen. Die postnuptiale*Mauser (*nach der Brutzeit) beginnt bei Stockentenerpeln bereits Mitte Mai mit dem Abwurf der mittleren Steuerfedern, während die Weibchen noch brüten. Es folgt dann die Mauser des Kleingefieders. Bei Weibchen findet die Schwingenmauser im September statt und der Kleingefiederwechsel in Brutkleid im Zeitraum zwischen Oktober und November. Die der Unterfamilie Anatinae (Schwimmenten) zugeordneten Enten, also auch die Stockenten, weisen einheitliche Körpermerkmale auf, wie sie sich auch entweder bei allen oder bei einer Vielzahl anderer, den Anseriformes zugehörigen Arten finden. Dazu gehören der gedrungene Körperbau, die kurzen Beine, die relativ weit hinten am Körper angesetzt sind und die zu dem charakteristischen watschelnden Gang führen, der Schnabel, der am inneren Schnabelrand Hornleisten sowie eine Hornkappe an der Schnabelspitze aufweist, und die durch Schwimmhäute verbundenen Vorderzehen der Füße. Die Küken weisen ein dichtes Dunenkleid auf und sind Nestflüchter, die bereits wenige Stunden, nachdem sie das Ei verlassen haben, bereits schwimmfähig sind. Schwimmenten ernähren sich gründelnd. Sie stehen dabei mit dem Kopf nach unten im Wasser, so dass sich neben dem Kopf auch Hals und Brust im Wasser befinden. Der übrige Rumpf sowie die Beine halten dabei das Gleichgewicht durch leichte Beinbewegungen.

Wenn Teiche, Seen und sogar Flüsse zufrieren, fürchtet so mancher besorgte Naturfreund, dass Enten und andere Wasservögel auf der Eisfläche festfrieren könnten. Diese Sorge ist jedoch weitgehend unbegründet. Die Vögel sind zwar barfuß unterwegs, an solch widrige Umstände aber bestens angepasst. Dass sie auch an den federlosen Füßen nicht auskühlen, dafür sorgt das so genannte Wundernetz, das nach dem Prinzip des Wärmetauschers funktioniert.

Stockente auf Eisfläche - Foto: Frank Derer

Stockente auf Eisfläche – Foto: Frank Derer

Im Wundernetz der Vogelbeine liegen feine Blutgefäße sehr dicht beieinander. Das arterielle Blut strömt darin vom knapp 40 Grad warmen Körper Richtung Füße. Dabei fließt es sehr nah an den Venen vorbei, die das abgekühlte Blut aus den Füßen wieder zum Körper zurück transportieren. Im Wundernetz erwärmt das warme Blut das kalte – wie bei einem Wärmetauscher. Die Ente kühlt deshalb selbst dann nicht aus, wenn sie stundenlang auf dem Eis herum-watschelt. Dabei sind die Füße gut durchblutet – allerdings mit relativ kaltem Blut – weshalb kaum Wärme verloren geht und auch das Eis unter den Füßen der Enten nicht wegschmilzt. Wenn die Stockente nicht so viele Feinde hätte, z.B. Plastikmüll, die Parasiten, das Wetter, die Vogelgrippe, die Menschen, die Füchse, die Möwen, die Greifvögel, die Seeadler, die Steinmarder, die Hechte usw., könnte sie schon mal 20 Jahre alt werden. Viele Stockenten- Küken sterben im Alter bis zu einem Jahr durch ihre Fressfeinde.

Literatur:

Dr. Eckhard Holtorf, ITZ