Grus grus Linne`1758
Der Kranich (Grus grus), auch Grauer Kranich oder Eurasischer Kranich genannt, ist der einzige Vertreter der Familie der Kraniche (Gruidae) in Nord- und Mitteleuropa. Kraniche bewohnen Sumpf- und Moorlandschaften in weiten Teilen des östlichen und nördlichen Europas. Sie nehmen das ganze Jahr über sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung auf. Der Bestand hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen, so dass die Art zurzeit nicht gefährdet ist.
Die Schönheit der Kraniche und ihre spektakulären Balztänze haben schon in früher Zeit die Menschen fasziniert. In der griechischen Mythologie war der Kranich Apollon, Demeter und Hermes zugeordnet. Er war ein Symbol der Wachsamkeit und Klugheit und galt als „Vogel des Glücks“. In China stand er für ein langes Leben, Weisheit, das Alter sowie die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Auch in Japan ist der Kranich ein Symbol des Glücks und der Langlebigkeit. In der Heraldik ist der Kranich das Symbol der Vorsicht und der schlaflosen Wachsamkeit. In der Dichtung steht der Kranich symbolisch für das Erhabene in der Natur. Er ist wie alle Vertreter der Gattung Grus ein großer Schreitvogel mit langen Beinen und langem Hals. Kennzeichnend sind die schwarz-weiße Kopf- und Halszeichnung und die federlose rote Kopfplatte. Der keilförmige, schlanke Schnabel ist über zehn Zentimeter lang. Das Gefieder hat abgesehen vom Kopf eine hellgraue Färbung in vielen Abstufungen. Sehr selten sind fast weiße und sehr dunkle Vögel. Der Schwanz sowie die Hand- und Armschwingen sind schwarz. Die Humeralfedern variieren farblich von Grau bis Schwarz und hängen bei Altvögeln als „Schleppe“ über den Schwanz hinweg. Die Geschlechter sind äußerlich schwer zu unterscheiden. Männchen sind jedoch durchschnittlich etwas größer als Weibchen. Erstere wiegen fünf bis sieben Kilogramm, letztere fünf bis sechs. Die Flügelspannweite beträgt etwa 220 bis 245 cm. Flügge Jungvögel zeigen eine gleichmäßige hellgrau-braune Färbung und haben noch keine Schleppe. Der Kopf ist einfarbig rötlich sandfarben ohne Schwarz-Weiß-Zeichnung. Bei einjährigen Jungvögeln bildet sich eine schwache Hell-Dunkel-Zeichnung an Kopf und Hals heraus. Sie haben noch ein geringeres Gewicht als die Altvögel. Zweijährige Jungvögel ähneln abgesehen von einer weniger ausgeprägten Schleppe den Altvögeln. Vor dem Auffliegen werden normalerweise Kopf und Hals bogenförmig zehn bis zwanzig Sekunden in Flugrichtung gestreckt, um durch Stimmsignale untereinander den Abflug zu synchronisieren. Nach einigen schnellen Schritten stoßen sich die Kraniche vom Boden ab und fliegen mit ausgestrecktem Hals. Größere Entfernungen werden im Segelflug zurückgelegt, kurze Distanzen auch im Ruderflug. Kraniche sind ausdauernde Flieger und können bis zu 2000 km nonstop zurücklegen, wobei kürzere Tagesetappen von 10 bis 100 km eher die Regel sind. Im Flug erreichen sie eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 45 bis 65 km/h.
Zur Nahrungssuche finden sich die Tiere auf extensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Kulturen wie Wiesen und Feldern, Feldsäumen, Hecken und Seeufern ein. Für die Rast nutzen sie weite und offene Flächen wie Äcker mit Getreidestoppeln. Als Schlafplätze werden vor allem Gewässer mit niedrigem Wasserstand aufgesucht, die Schutz vor Feinden bieten. Als Zugvögel haben die Kraniche mehrere Zugwege, die seit dem frühen 19. Jahrhundert erforscht werden. Genaue Erkenntnisse liegen dabei für die westeuropäische Zugroute und den nördlichen Teil der baltisch-ungarischen Strecke vor. Rund 400.000 Kraniche wählen alljährlich ab Oktober eine südwestliche Zugroute (Zahlen aus dem Winter 2016/17), auf der sie Deutschland in schmaler Front überqueren, um die kalte Jahreszeit in Frankreich, in der spanischen Extremadura, dem portugiesischen Alentejo oder im Nordwesten Afrikas zu verbringen. Die flachen Küstengewässer der Vorpommerschen Boddenlandschaft wirken dabei wie ein Magnet auf die Zugvögel. Hier finden sie geeignete Schlafplätze und vielfältige Nahrungsräume vor. In diesem einzigartigen Gebiet betreibt die Arbeitsgemeinschaft Kranichschutz Deutschland mit Unterstützung der „Lufthansa Umweltförderung“ seit 1996 das Kranich-Informationszentrum in Groß Mohrdorf nordwestlich von Stralsund.
Typisch für Kraniche ist, dass sie in Form eines Keils fliegen. Das sieht dann aus wie ein großer Buchstabe „V“ am Himmel. Diese Flugformation hilft den Tieren, Energie zu sparen. Denn sie fliegen jeweils im Windschatten des vorderen Kranichs. An der Spitze des Keils fliegen mit einem mehr oder weniger regelmäßigem Wechsel die starken und erfahrenen Kraniche – dahinter folgen Familien mit Jungtieren. Der Kranich lebt normalerweise lebenslang monogam, jedoch zeigen neueste Untersuchungen, dass ein Partnerwechsel möglich ist und sogar häufiger vorkommt, als dies bisher bekannt war. Der Kranich pflanzt sich das erste Mal im Alter von drei bis fünf Jahren fort, kann sich jedoch schon im Alter von zwei Jahren auf der Frühjahrsrast an einen Partner binden. Es ist jedoch noch nicht geklärt, ob diese Paare später zusammen Brutreviere besetzen. Kraniche sind Bodenbrüter. Der Brutplatz bildet das Zentrum des Reviers und befindet sich am Boden in feuchtem, oft sumpfigem Gelände. Das genutzte Gewässer kann kleiner als ein Hektar bis größer als zehn Hektar sein, entscheidend ist jedoch eine Wassertiefe von 30 bis 60 cm Tiefe. Sollte das Waten zum Nest nicht möglich sein, sind Kraniche bereit, ausnahmsweise zu schwimmen oder zu fliegen. Dem brütenden Vogel ist grundsätzlich eine gute Sicht auf die Umgebung wichtig. Zum Nestbau werden Schilf, Röhricht, Binsen, Riedgräser und andere Pflanzen im Umkreis von zehn Metern mit dem Schnabel abgerissen. Beide Partner werfen die Nistmaterialien seitwärts oder über den Rücken in Richtung Nest, um sie dann schrittweise an das Nest zu bringen. Das Nest kann einen Durchmesser von über einem Meter haben, die Plattform liegt meist 10 bis 20 cm über der Wasseroberfläche. Da das Nest während der Brutzeit zusammenfällt, wird während des Brütens ständig weitergebaut. Von März bis April werden zwei Eier gelegt. Die gesamte Brutbiologie ist sehr gut erforscht und würde diese Darstellung sprengen. Nach etwa zehn Wochen sind die Jungen flugfähig und fast so groß wie die Altvögel. Vor allem im September, aber auch Anfang Oktober, schließen sich die Familien den Nichtbrütern an den Sammelplätzen an. Nur wenige Brutpaare, die meist an den dünn besiedelten Randgebieten leben, bleiben bis zum Wegzug in ihren Brutrevieren.
Die Hauptbedrohung für die Kranichpopulationen geht von der Zerstörung und Beschneidung der Lebensräume aus. Der Verlust von Feuchtgebieten geht mit Entwässerungen, Dammbauten, Intensivierung der Landwirtschaft und Verstädterung sowie Flächenbränden und Überschwemmungen einher. Aber auch Störungen in den Brutgebieten und eine direkte Verfolgung sowie elektrische Freileitungen stellen Gefahren dar. Der Kranich ist gemäß § 7 Abs. 2 Nr. 14 lit. a) BNatSchG eine streng geschützte Art und in Anhang I der Vogelschutzrichtlinie gelistet. In Deutschland wird er seit 1998 als nicht gefährdet eingestuft. Zum Schutz des Kranichs ist nach dem Foto: Willi Rolfes Bundesnaturschutzgesetz sowohl das Betreten der Brutgebiete als auch das Aufsuchen der Nahrungs- und Sammelplätze verboten. Ausnahmegenehmigungen für Naturschutzzwecke können von den zuständigen Behörden erteilt werden. Die International Crane Foundation (ICF) arbeitet in der Kranichforschung, am Schutz von Feuchtgebieten, an der Erkundung der Vorkommen und dem Schutz, der Vermehrung und der Wiedereinbürgerung aller bedrohten Kranicharten. Die European Crane Working Group koordiniert den Schutz des Kranichs in Europa, insbesondere in einigen Nationen die Arbeitsgruppen
Literatur:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Kranich
- https://www.kraniche.de/de/
- https://www.kraniche.de/de/allgemein
- https://www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/kranich.html
- https://www.nabu.de › Tiere & Pflanzen › Vögel › Artenschutz › Kranich
- B. Wilkening: Verhaltensbiologische und ökologische Untersuchungen zu Habitatpräferenzen des Kranichs Grus grus im Land Brandenburg sowie mathematisch-kybernetische Habitatmodelle zur Bewertung von Landschaftsräumen während seiner Reproduktions- und Rastzeit. Humboldt-Universität Berlin, Dissertation, 2003
Dr. Eckhard Holtorf, ITZ