Erannis defoliaria (CLERCK,1759)
Der Große Frostspanner (Erannis defoliaria) ist eine Art aus der Familie der Spanner. Er gehört ähnlich wie der Kleine Frostspanner zu den Forstschädlingen mit einem ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus. Die Männchen des Großen Frostspanners haben eine Flügelspannweite von 4 Zentimeter. Die hell ocker-gelben Flügel sind zart und dünn beschuppt und haben einen schwarzen Mittelpunkt sowie eine feine Sprenkelung. Auf den Vorderflügeln ist das Mittelfeld breit rostbraun gesäumt. Es gibt allerdings bei dieser Falterart zahlreiche und erhebliche Abweichungen von diesem Farbmuster. Selbst Exemplare mit einfarbigen Vorderflügeln wurden bereits beobachtet.
Das Weibchen des Großen Frostspanners ist dagegen flügellos, gelb und schwarz gescheckt. Flügel sind nur rudimentär vorhanden. Die Körperlänge des Weibchens beträgt etwa 14 Millimeter.
Der Große Frostspanner ist in Nord- und Mitteleuropa zu Hause. Der Falter ist sehr häufig, man findet ihn in Laubwäldern, Obstgärten, Parks und Gebüschlandschaften.. Meist schlüpfen die Falter ab Ende Oktober nach den ersten Frostnächten aus ihren Puppen, daher stammt auch der Name. Durch die Klimaveränderung und fehlender Bodenfröste verschieben sich die Schlupfvorgänge bis Ende November und Anfang Dezember. Allerdings ist der Frost nicht immer Voraussetzung für das Schlüpfen. Die Männchen sind nacht- und dämmerungsaktiv. Tagsüber sitzen die männlichen Falter auf gefallenem Laub oder an Stämmen. Das Weibchen kriecht an noch warmen Tagen auf sechs langen Beinen an den Baumstämmen empor, um seine Eier im Dezember in die Knospen zu legen. Diese Eier sind anfangs blassgelb und färben sich in ein rosa bis rot um. Wer sich fürs Liebesspiel im Freien gezielt in frostigen Nächten trifft, muss dafür wohl einen guten Grund haben. Wenn es dann auch noch die Frostspanner sind, die sich dort treffen, bedarf das Treiben dringend einer Erklärung. „Kleiner und Großer Frostspanner sind nur im Dunkeln unterwegs, um für eine neue Generation zu sorgen. Die Frostspanner-Männchen sind auf der Suche nach Weibchen, die in Baumkronen sitzen und mit sogenannten Pheromonen, den Sexualduftstoffen, die Männchen über Kilometer locken und sie herbeiflattern lassen“.
Beide Frostspanner-Arten bilden nur eine Generation im Jahr aus. Während ihrer aktiven Phase nehmen die Imagos beider Arten, deren Mundwerkzeuge verkümmert sind, keine Nahrung auf. Nach der Paarung legt das Weibchen winzige Eier in Rindenritzen ab. Dort schlüpfen die Raupen im Frühjahr pünktlich zum Blattaustrieb auf ihrem jeweiligen Nahrungsbaum.
Von ihren Raupen haben die Frostspanner auch den zweiten Teil ihres Namens: Die Raupen krümmen sich zur Fortbewegung wie ein Hufeisen zusammen, ziehen damit den hinteren Teil nach und strecken sich dann wieder, das nennen Biologen „spannen“.
Beim Kleinen Frostspanner (Operopthera brumata) erscheinen die grün gefärbten Raupen bereits Anfang April. Sie fressen an Sträuchern wie Schlehe oder Haselnuss genauso wie an Linden, Weiden und Apfelbäumen. Meist erst November schlüpfen die fertigen Falter aus den Puppen. Die unauffällig grau-braunen Männchen mit einer Spannbreite von nur rund 2,5 Zentimetern finden sich im Spätherbst öfters auch an Hauswänden sitzend.
Farblich etwas vielfältiger präsentiert sich der Große Frostspanner. Seine gelb und braun gemusterten Raupen schlüpfen erst einen Monat nach den kleinen Verwandten, ihr Nahrungsspektrum ist aber ähnlich, ergänzt um Eichen und Hainbuchen. Die Frostspannerraupen haben einen gefürchteten Appetit. Die grünen Raupen des Kleinen Frostspanners können ganze Bäume kahl fressen und in Obstplantagen ziemlichen Schaden anrichten. Die Larven schlüpfen dann im Frühjahr zur Zeit des Blattaustriebes, der je nach örtlichem Klima in die Zeit von März bis Mai fällt. Anders als die Raupen des Großen Frostspanner spinnen die kleinen Frostspanner-Raupen in den Knospen und zwischen jungen Blättern
ihrer bevorzugten Nahrung ein schwaches Gespinst, das sie vor Freß-feinden schützen soll. Die Verpuppung erfolgt im oder am Erdboden. Da die flugunfähigen Weibchen nur einen beschränkten Aktionsradius haben und auch nicht von den Männchen während der Paarung im Flug mitgetragen werden können, ist die Ausbreitung der Art den jungen Raupen vorbehalten. Die frischgeschlüpften Raupen spinnen Fäden und lassen sich an diesen mit dem Wind verdriften, ähnlich wie es die Jungspinnen im sogenannten Altweibersommer praktizieren. Auf diese Weise erklärt sich das Auftreten von Frostspannerraupen auf Hochhausbalkons, auf Inseln in Seen und Flüssen und generell an Stellen, wo die Art vorher noch nicht aufgetreten war. Die Raupen der Frostspanner leben polyphag und können an ihren Wirtsbäumen erheblichen Schaden verursachen. Mitunter lassen sie nur die stärkeren Blattrippen und Stiele übrig. Vereinzelt kommt es zu Kahlfraß an einem gesamten Baum. Als Wirtsarten dienen zahlreiche Laubhölzer, darunter Eiche, Buche, Hainbuche, Ahorn und viele andere, sowie Obstbäume, an denen die Raupen großen Schaden anrichten können. Zum Schutz von Obstbäumen können um die Stämme mit Klebstoff bestrichene Manschetten, sogenannte Leimringe, angelegt werden, an denen die Weibchen hängen bleiben. Befinden sich jedoch weitere befallene Bäume im Umkreis von einigen Kilometern, dann ist früher oder später mit einer Neubesiedlung durch windverdriftete Jungraupen zu rechnen. Weniger arbeitsintensiv aber problematisch ist die chemische Bekämpfung mit Insektiziden.
Literatur
- https://de.wikipedia.org › wiki › Kleiner Frostspanner
- https://de.wikipedia.org › wiki › Großer_Frostspanner
- www.lepiforum.de/lepiwiki.pl?Erannis_Defoliaria
- www.natur-lexikon.com/Texte/BB/001/00006-Frostspanner/BB00006-Frostspanner
Dr. Eckhard Holtorf , Alter Bahnhof Schapen Institut für Tierökologie, TiHo Hannover