Animal of the Month Feb 2019

Graureiher

Graureiher im Flug - Foto: Frank Derer -NABU

Graureiher im Flug - Foto: Frank Derer -NABU

Ardea cinerea L. 1758

Der Graureiher (Ardea cinerea), auch Fischreiher genannt, ist eine Vogelart aus der Ordnung Pelecaniformes. Er ist in Eurasien und Afrika weit verbreitet und häufig. Weltweit werden vier Unterarten unterschieden. In Mitteleuropa ist er mit der Nominatform Ardea cinerea cinerea vertreten. Der Graureiher erreicht eine Körperlänge von 90 bis 98 Zentimeter und wiegt meist zwischen 1 und 2 Kilogramm. Gutgenährte Vögel können 2 Kilogramm überschreiten, abgemagerte Exemplare nur bis zu 810 g wiegen. Die Flügelspannweite beträgt zwischen 175 und 195 Zentimeter. Ein auffälliger Geschlechtsdimorphismus besteht nicht. Die Männchen sind im Durchschnitt allerdings etwas größer. Das Gefieder des Graureihers ist auf Stirn und Oberkopf weiß, am Hals grauweiß und auf dem Rücken aschgrau mit weißen Bändern. Er hat drei lange schwarze Schopffedern, die einen Federbusch bilden, eine dreifache schwarze Fleckenreihe am Vorderhals sowie schwarze Schwingen, der lange Schnabel ist gelblich. Die drei langen Vorderzehen sind am Stelzenbein weit auseinander- gespreizt und verhindern das Einsinken in den weichen Untergrund. Der Schnabeltyp ist der Pinzettenschnabel. Der Graureiher besitzt nur eine sehr verkümmerte Bürzeldrüse. Stattdessen besitzt er Puderfedern an der Brust und in den Leisten, an denen er gelegentlich seinen Kopf reibt und sie damit zerbröselt. Das entstehende Pulver ist sehr fetthaltig und wird über den Körper verteilt, um ihn vor Nässe zu schützen. die Puderdunen wachsen ständig nach und fallen auch nicht während der Mauser aus. Graureiher fliegen mit langsamen Flügelschlägen und bis auf die Schultern zurückgezogenem Kopf und einem s-förmig gekrümmten Hals, was durch den verlängerten sechsten Halswirbel bedingt ist, bei der Landung ist der Hals vorgestreckt. Beim schnellen Gehen ist eine balancierende Halsbewegung zu beobachten. Während der Nahrungssuche schreiten sie in der Regel langsam mit vorgestrecktem Hals oder warten stillstehend.

Graureiher im Dauerfrost - Foto: wikimedia.org, Lämpel / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)

Graureiher im Dauerfrost – Foto: wikimedia.org, Lämpel / CC BY (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)

Je nach Verbreitungsgebiet ist der Graureiher ein Kurzstreckenzieher, Teilzieher oder Standvogel. Auch in unserer Region ist er vorwiegend Standvogel. Nur Jungvögel verlassen ihr Gebiet, um im Frühjahr zurück zu kehren.

Graureiher sind Lebensraumgeneralisten, die gleichermaßen an Süßgewässern im Landesinneren, an Flussmündungen sowie in Küstenregionen zu Hause sind. Ihre Ansprüche an ihren Lebensraum sind relativ gering. Sie benötigen eine Nähe zu Gewässern mit Flachwasserzonen, verhältnismäßig große Beute und vier bis fünf Monate, in denen die Gewässer nicht zufrieren. Entsprechend findet man sie an Seeufern, Flüssen, Überschwemmungszonen, Schilfgürteln, Sümpfen, Teichen, Stränden, Salzmarschen. Weideflächen, die sich in einiger Entfernung vom nächsten Gewässer befinden, werden gleichfalls genutzt. Solche Habitate findet der Reiher in der Regel im Flachland. Er nutzt sehr häufig Gewässer, die vom Menschen geschaffen wurden. Dazu zählen Staugewässer und Fischteiche. Als Ruhe- und Nistbäume nutzt er hohe Bäume, die möglichst weitgehend frei von Störungen sind.

Graureiher in ihrer Brutkolonie in hohen Bäumen - Foto: Gerhard Brodowski

Graureiher in ihrer Brutkolonie in hohen Bäumen – Foto: Gerhard Brodowski

Graureiher in ihrer Brutkolonie in hohen Bäumen - Foto: Gerhard Brodowski

Graureiher in ihrer Brutkolonie in hohen Bäumen – Foto: Gerhard Brodowski

Graureiher in ihrer Brutkolonie in hohen Bäumen - Foto: Gerhard Brodowski

Graureiher in ihrer Brutkolonie in hohen Bäumen – Foto: Gerhard Brodowski

Graureiher erreichen ihre Geschlechtsreife in der Regel erst im zweiten Lebensjahr. Sie sind monogam, nur sehr selten ist Bigamie beziehungsweise Polygynie zu beobachten. Das Nest ist ein großer, nicht sehr stabiler Bau aus Reisig in Baumwipfeln. In Mitteleuropa werden die Nester gewöhnlich hoch auf Laub- oder Nadelbäumen errichtet. Nistplätze im Schilf sind dagegen sehr selten Das Gelege besteht aus vier bis fünf Eiern, der Legeabstand beträgt in der Regel zwei Tage. Die Eier sind stumpfoval, hell blaugrün und ohne Glanz. Die Brutdauer beträgt zwischen 25 und 26 Tagen. Die Jungvögel schlüpfen asynchron. Bis zum 14. Lebenstag werden die Nestlinge gehudert, erst ab dem 20. Tag werden die Jungvögel alleine gelassen. Mit etwa 30 Tagen sind sie in der Lage, auf dem Brutbaum auf andere Äste zu klettern, und mit etwa 50 Tagen sind sie flugfähig. Reiherkolonien sind sehr lebhaft. Zwischen den Vögeln einer Kolonie herrscht ständiger Streit, da sich die Vögel untereinander das Nistmaterial streitig machen. Gemeinsam wehren die Vögel die Krähen ab, die sich für die unbewachten Eier interessieren. Der Graureiher sucht seine Nahrung in der Regel alleine. Nur da, wo ein überreiches Nahrungsvorkommen besteht, sieht man sie in lockeren, kleinen Gruppen und gelegentlich auch mit anderen Arten vergesellschaftet. Die präferierten Nahrungsgründe können sich in unmittelbarer Nähe zum Nistplatz befinden, liegen aber gelegentlich in beträchtlicher Entfernung von diesem. Ruhig stakst der Graureiher mit gesenktem Kopf und gekrümmtem Hals langbeinig durch das seichte Wasser. Er sticht blitzschnell nach kleineren Fischen, Fröschen, Molchen, Schlangen und Wasserinsekten. Er frisst auch Ratten und Schermäuse, die er – wie auch die anderen Nahrungstiere – im Ganzen verschlingt. Auf Wiesen wartet er stocksteif stehend auf Feldmäuse und verzehrt gelegentlich auch Eier und Jungvögel. Typisch für solche Ansitzjagden ist zunächst ein langsames Vorbeugen und dann ein schnelles Zustoßen. Die bevorzugte Methode ist jedoch, einige Meter vom Wasser entfernt zu landen und dann langsam ins Wasser zu schreiten.

Vermehrt sieht man heute im gleichen Biotop neben den bekannten Graureihern Silberreiher (Ardea alba) auf Beutesuche. Auch die naheverwandten Seidenreiher (Egretta garzetta) mit schwarzem Schnabel finden wir vermehrt in der Gesellschaft mit Graureihern.

Silberreiher und Graureiher - Foto: Gerhard Brodowski

Silberreiher und Graureiher – Foto: Gerhard Brodowski

Lange wurden die Reiher den Schreitvögeln zugeordnet, wo sie unter anderem zu Störchen und Ibissen gruppiert wurden. Neuere genetische Analysen legen nahe, dass die Reiher zu den Pelecaniformes gehören, also näher mit den Pelikanen als mit den Störchen verwandt sind. Dieser Einordnung, die auch in diesem Artikel Anwendung findet, folgt auch die International Ornithological Union (IOU). An natürlichen Gewässern sind meist keine erheblichen fischereiwirtschaftlichen Schäden zu beobachten, da die Reiher nur im Flachwasser ihre Nahrung suchen und dort meist nur wirtschaftlich unbedeutende Fischarten erbeuten.

Literatur

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Graureiher
  • https://nrw.nabu.de › … › Landnutzung › Jagd › Jagdbare Arten › Wasservögel
  • www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/graureiher.html
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Reiher

– Dr. Eckhard Holtorf, ITZ