Animal of the Month Jan 2020

Fasan

Foto: G. Brodowski

Phasianus colchicus (LINNÉ, 1758)

Der Fasan (Phasianus colchicus) ist eine Vogelart (Aves) und gehört zur Ordnung der Hühnervögel (Galliformes), zur Familie der Fasanenvögel (Phasianidae) und zur Unterfamilie der Fasanen (Phasianinae). Wie bei anderen Fasanenartigen fällt der Hahn durch sein farbenprächtiges Gefieder und seine deutlich längeren Schwanzfedern auf. Hennen zeigen eine bräunliche Tarnfärbung. Der Ruf des Hahns ist ein lautes, charakteristisches und oft gereihtes „gö-göck“ und im Fasanenbiotop häufiger zu hören.

Der Fasan besiedelt halboffene Landschaften, lichte Wälder mit Unterwuchs oder schilfbestandene Feuchtgebiete, die ihm gute Deckung und offene Flächen zur Nahrungssuche bieten. Optimal ist dabei eine abwechslungsreiche Landschaft mit Feldern, Wiesen, Hecken, Feldgehölzen, Schilfzonen und Gewässern. Sie bevorzugen leichte, sandige Böden zum Scharren nach Magensteinchen und für Staubbäder zur Gefiederpflege. Sonnige, vegetationsfreie Plätze brauchen sie zum Trocknen und Aufwärmen nach Regengüssen. In Europa findet man ihn häufig in der typischen Kulturlandschaft. Er ernährt sich zumeist von pflanzlicher Nahrung wie Sämereien und Beeren, gerne auch von Insekten und anderen Kleintieren.
Vor allem zu Jagdzwecken wurde der aus Asien stammende Fasan in Europa, den USA und anderen Teilen der Welt eingebürgert, ein stabiler Bestand kann sich aber auf Dauer meist nur durch Hegemaßnahmen und Aussetzungen halten. In Südeuropa wurde die Art vermutlich schon während der Antike wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches eingeführt und sowohl wild als auch in Gefangenschaft gehalten. Die Römer sorgten wahrscheinlich für eine Verbreitung in Mittel- und Westeuropa. Seit dem frühen Mittelalter ist die Fasanenhaltung vereinzelt an Fürstenhöfen und Klöstern belegt, und seit dem ausgehenden Mittelalter oder der frühen Neuzeit ist die Art als freilebender Bestand bekannt. Der Fasan wird dennoch als Neozoe bezeichnet. Viele Teile Europas – wie beispielsweise Nordeuropa – wurden aber auch erst im 19. Jahrhundert besiedelt. Die hier lebenden Vögel sind meistens Mischformen verschiedener Unterarten, hauptsächlich des torquatus-Typs, dessen Hähne einen weißen Halsring und einen grauen Bürzel zeigen, und des colchicus-Typs, dem der Halsring fehlt und der rotbraunes Bürzelgefieder hat.

Foto: G. Brodowski

Foto: G. Brodowski

Der Fasan schreitet meist mit recht langen Schritten, wobei der Schwanz in der Waagerechten oder schräg in die Höhe gehalten wird. Wird er aufgescheucht, fliegt er geräuschvoll auf, aber meist nur über kurze Strecken. Geschieht dies mehrfach, versucht er schließlich, zu Fuß zu entkommen und Deckung zu finden. Er läuft schnell und ausdauernd. Der Flug wirkt unbeholfen mit flatterndem Flügelschlag, ist aber mit 40–60 km/h recht schnell. In dichtem Gelände fliegt der Fasan oft nahezu senkrecht auf. Er ist ein Standvogel. Fasanen schlafen meistenteils in Bäumen, manche Unterarten wohl auch auf dem Boden oder im dichten Schilf. Im Sommerhalbjahr beginnen die Hähne etwa eine bis anderthalb Stunden vor Sonnenaufgang zu rufen und verlassen den Schlafplatz bei Sonnenaufgang. Bei vollem Tageslicht ist dann der Revierruf immer wieder in kurzen Abständen zu vernehmen, und die Vögel beginnen auf offenen Flächen des Reviers mit der Nahrungsaufnahme. Nach zwei bis drei Stunden wird oft eine Tränke und danach ein Ruheplatz aufgesucht. Der Rückzug wird wieder von Revierrufen begleitet. Der Ruheplatz liegt meist gut verborgen im Buschwerk, wo in ausgescharrten Mulden Sandbäder genommen und die Mittagsstunden ruhend verbracht werden.

Balzender Fasanenhahn – Foto: Anika Börries

Ein zweiter Aktivitätsgipfel liegt in den späten Nachmittagsstunden, die wiederum mit der Nahrungssuche verbracht werden, bevor sich dann die Vögel nach Sonnenuntergang mit gefülltem Kropf zu den Schlafplätzen zurückziehen. Von dort sind dann die abendlichen Melderufe bis zum Einbruch der Dunkelheit zu vernehmen. Bei schlechtem Wetter kann sich der Ablauf verzögern, im Winter ist die Aktivität oft stark eingeschränkt. Bei winterlicher Kälte übernachten die Vögel oft in eng zusammenrückenden Schlafgemeinschaften.
Zur Fortpflanzung erkämpft sich der Fasanenhahn einen Harem aus mehreren, bis zu 4 Hennen, wie man das vom Haushuhn in ähnlicher Weise kennt. Die Henne sucht sich dann, oft in Getreidefeldern, Wiesen oder Hecken einen Nistplatz an dem sie ein gutes Dutzend (um die 12) Eier legt. Das Ausbrüten der Eier ist alleine Sache der bestens getarnten Henne. Nach 24 Tagen schlüpfen die Küken, die als Nestflüchter sofort der Henne folgen, die auch die Küken alleine groß zieht. In den ersten 10 Tagen ihres Lebens sind die Küken nun auf sehr eiweißreiche Kost angewiesen, üblicherweise Insekten – davon möglichst viele und möglichst große. In dieser Zeit sind sie sehr anfällig für feuchtes Wetter und Beutegreifer wie Fuchs, Marder oder Krähen.

Fasanengelege in einem Getreidefeld – Foto: Anika Börries

Wenige Tage altes Küken – Foto: Anika Börries

Grundsätzlich benötigt der Fasan wie Hase und Rebhuhn die schon erwähnten kleinstrukturierten Landschaftselemente, also kleine Wiesen, Felder und Feldgehölze, aber auch Auwälder und Schilfgürtel. Wichtig ist dem Fasan zudem eine gute Winterdeckung. Der optimale Lebensraum des Fasans lässt sich daher mit den fünf „W“s für Wald, Weiden, Wiesen, Weizen und Wasser (auch Wärme, Würmer und Wurzeln) charakterisieren. Allerdings erfüllen heute Wiesen und Felder, aufgrund der größeren Ausmaße und der geänderten Vegetation, in vielen Revieren die Anforderungen des Fasans an den Lebensraum nicht mehr. Zudem hat der Prädationsdruck auf Grund der Eutrophierung der Landschaft und dem vermehrten Auftreten invasiver Arten (Waschbär, Mink, Marderhund und sogar Nutria) ebenfalls zugenommen. Damit hat der Fasan die gleichen Probleme wie andere Feldvögel, so zum Beispiel Rebhuhn oder Feldlerche.
Die Bestandssituation des Fasans wurde 2016 in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN als „Least Concern (LC)“ = „nicht gefährdet“ eingestuft. der europäische Bestand auf 3,4–4,7 Milionen Brutpaare geschätzt.

Literatur:

Dr. Eckhard Holtorf, Institut für Tierökologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Außenstelle Alter Bahnhof Schapen.