Alcedo atthis Linne 1758
Der Eisvogel (Alcedo atthis) ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Art aus der Familie der Eisvögel (Alcedinidae). Er besiedelt weite Teile Europas, Asiens sowie das westliche Nordafrika und lebt an mäßig schnell fließenden oder stehenden, klaren Gewässern mit Kleinfischbestand und Sitzwarten. Seine Nahrung setzt sich aus Fischen, Wasserinsekten (Imagines und Larven), Kleinkrebsen und Kaulquappen zusammen. Der Bestand hat in den letzten Jahren wieder zugenommen und die Art wird derzeit in Europa als dezimiert, aber im gesamten Verbreitungsgebiet als wenig bedroht eingestuft. Der Eisvogel war 1973 und 2009 Vogel des Jahres in Deutschland.
Wie alle Vertreter der Gattung hat er einen kurzen und gedrungenen Körper mit kurzen Beinen, kurzen Schwanzfedern und breiten Flügeln. Der große Kopf mit dem etwa 4 cm langen, spitzen Schnabel sitzt an einem kurzen Hals. Die Oberseite wirkt je nach Lichteinfall kobaltblau bis türkisfarben; auf dem Rücken befindet sich ein leuchtend blauer Streifen, der besonders beim Abflug auffällt. Eisvögel wiegen 35 bis 40 g. Die Flügelspannweite beträgt etwa 25 cm. Oberkopf, Flügeldecken, Schultern und Schwanzfedern sind dunkelblaugrün bis grünblau gefärbt, wobei sich an den Kopffedern azurblaue Querbänder und an den Flügeldecken azurblaue Spitzen befinden. Der Rückenstreifen ist leuchtend türkisblau. Bis auf die weiße Kehle ist die Unterseite beim Altvogel rostrot bis kastanienbraun gefärbt. Das Männchen hat einen schwarzen Schnabel, der an der Unterseite leicht aufgehellt sein kann. Das Weibchen zeigt einen orangefarbenen Unterschnabel, dessen Färbung sich mindestens von der Basis bis zum vorderen Drittel erstreckt. Die Jungvögel haben oberseits dunkelbraun gefärbte Füße. Das Gefieder ist matter und die Oberseite grünlicher als bei Altvögeln. Die Brustfedern haben fast immer grünliche oder graue Spitzen. Der Schnabel ist kurz und schwarz und zeigt einen hellen Fleck an der Spitze. Von Ende August bis Mitte November werden in der Mauser die Schwungfedern abschnittsweise in einer festgelegten Reihenfolge gewechselt. In Mitteleuropa werden in dieser Zeit meist nur drei Viertel aller Federn erneuert, so dass die Mauser im darauf folgenden Sommer fortgesetzt wird. Bei diesjährigen Jungvögeln werden in der Jugendmauser das Kleingefieder und manchmal auch die Schwanzfedern gewechselt Der kurze, scharfe Ruf des Eisvogels klingt wie „tiht“ oder „ti-it“, das bei Erregung zu „tih-tih“ oder „tit-tit-tit“ abgewandelt wird. Entgegen falscher Beschreibungen tragen Eisvögel keinen Gesang mit verschiedenen Rufen, Pfiffen und Rollern vor. Zur Verständigung mit den flüggen Jungen verwenden Eisvögel Frage-Antwort-Rufe. Altvögel kündigen sich mit einem kurzen „tieht“ an und Jungvögel antworten mit „tschik“.
Der Eisvogel besiedelt weite Teile Europas, Asiens, das westliche Nordafrika. Zu den nicht von Eisvögeln besiedelten Regionen zählen Island, Nordschottland, Nordskandinavien und Sibirien. In Hochgebirgsregionen und Wüsten kommt diese Vogelart ebenfalls nicht vor, da Eisvögel während des ganzen Jahres offenes Süßwasser benötigen. In Mitteleuropa ist der Eisvogel mit wenigen Ausnahmen ein Standvogel.
In vielen anderen Gebieten wie nordeuropäischen, osteuropäischen und zentralasiatischen Populationen kann der Anteil von Zugvögeln groß sein. Zugrouten und Überwinterungsplätze sind jedoch nicht hinreichend erforscht.
Er lebt an mäßig schnell fließenden oder stehenden, klaren Gewässern mit Kleinfischbestand. Diese sollten von einem ausreichenden Angebot an Sitzwarten und möglichst auch von Gehölzen gesäumt sein. Es werden Flüsse, Bäche, Seen und auch vom Menschen geschaffene Gewässer wie Altwässer, Tümpel, Gräben, Kanäle, Teichanlagen, Talsperren und Abgrabungen genutzt. Als Brutplätze dienen Steilufer oder große Wurzelteller umgestürzter Bäume mit dicker Erdschicht. Auch vom Menschen geschaffene Hohlwege und Gruben werden genutzt. Ist sich ein Eisvogelpärchen ein Leben lang treu? Eher nicht. Die Paare finden sich jedes Frühjahr neu. Es ist möglich, dass Eisvogelmännchen mehrere Weibchen begatten. Allerdings bleibt ihnen dafür nicht viel Zeit. Denn bei Schachtelbruten muss das Männchen die ausgeschlüpften Jungen der ersten Brut noch füttern, während das Weibchen schon auf den Eiern der zweiten Brut sitzt und auch von ihm gefüttert wird.
Ab Ende März brüten sie in meist selbst gegrabenen Brutröhren in steilen Lehm- oder Uferböschungen. Nach einer Brutzeit von 21 Tagen schlüpfen sechs bis sieben Junge, die nach 23 – 27 Tage Nestlingszeit ausfliegen. Zweitbruten sind die Regel, Drittbruten möglich. Die Größe des Brutbestands wird wesentlich von der Winterstrenge bestimmt. Harte Winter mit länger andauernden Kälteeinbrüchen können regional zu drastischen Bestandseinbrüchen (bis zu 90 Prozent) führen, da die meisten Fischgewässer zufrieren und an eisfreien Gewässern Eisperlen zum Verlust der Flugfähigkeit oder zum Anfrieren auf dem Ansitz führen können. Durch die hohe Fortpflanzungsrate des Eisvogels können diese Verluste innerhalb weniger Jahre wieder ausgeglichen werden. Die Vernichtung von Brutmöglichkeiten durch Gewässerverbau hat den Eisvogel an vielen Fließgewässern selten werden oder aussterben lassen. Dazu gehören insbesondere die Vernichtung der Brutplätze durch Gewässerausbau, Entfernen der Ufervegetation und Veränderungen in der Fließdynamik. Rückgangsursachen sind ebenso Gewässerverschmutzung oder aktuell Überschwemmungen durch Starkregen und längere Trockenzeiten wie im letzten Jahr.

Eisvogel im Flug – Foto: wikimediadia.org – Joefrei / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)
Die Phylogenie der Familie der Eisvögel (Alcedinidae) wurde 2006 durch den Vergleich mitochondrialer und nukleärer DNA-Sequenzen von 38 repräsentativen Arten (kingfisher) rekonstruiert. Innerhalb der Gattungen ist die Phylogenie gut erforscht und erlaubt Einblicke in allgemeine Beziehungen. Somit ist die Vereinigung oder Beibehaltung dieser Gruppen eine eher subjektive Entscheidung. Die geläufigen Begrenzungen zwischen den Gattungen um Alcedo scheinen demnach keine natürlichen Gruppen darzustellen, wobei die Beziehungen innerhalb der Alcedinidae noch nicht vollständig aufgeklärt sind
Literatur
- https://de.wikipedia.org/wiki/Eisvogel
- www.nabu.de › … › Aktionen & Projekte › Vogel des Jahres › 2009 – Eisvogel
- https://www.lbv.de/ratgeber/naturwissen/artenportraits/detail/eisvogel/
- C. Hilary Fry, Kathie Fry: Kingfishers, Bee-Eaters, & Rollers. Princeton, New Jersey 1992, 1999
- Margret Bunzel-Drüke, Joachim Drüke: Eisvögel. Faszinierende Meisterfischer in bedrohten Lebensräumen. G. Braun Verlag, Karlsruhe 2003
Dr. Eckhard Holtorf, ITZ