Cydia pomonella L.
Der Wurm im Apfel ist eigentlich gar kein Wurm, sondern die Raupe eines Schmetterlings, des Apfelwicklers.
Der Apfelwickler (Cydia pomonella, Syn.: Carpocapsa pomonella, Laspeyresia pomonella) ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Wickler (Tortricidae). Die Raupen des Apfelwicklers werden im Obstbau und Hausgarten als Schädling angesehen. Der Apfelwickler ist gräulich mit hellgrauen Streifen und kupferfarbenem Fleck am Ende der Flügel. Die Flügelspannweite beträgt 14 bis 22 Millimeter. Ruhend ist der Apfelwickler zehn Millimeter lang. Die abgelegten Eier sind sehr flach, rund und in der Höhe halb-linsenartig geformt. Die Farbe ist weiß-transparent. Ihre Größe beträgt einen Millimeter. Die geschlüpften Raupen sind zwei Millimeter lang und im letzten Larvenstadium 15 bis 20 Millimeter groß. Die Larven sind weißlich bis gelblich mit schwarzem Kopf und werden mit der Zeit immer rötlicher. Die gebildete Puppe ist braun und etwa 10 Millimeter lang.

Durch ihre Farbe und Zeichnung sind Apfelwickler schwer an der Baumrinde zu erkennen. Foto: Olaf Lellinger
Der Apfelwickler überwintert als Larve in einem Kokon und ist unempfindlich gegenüber selbst starken Frösten. Bevorzugte Überwinterungsorte sind Rindenritzen und der Stammbereich unterhalb der Veredelungsstelle sowie Luftwurzeln, hängen gebliebene Fruchtmumien sowie besonders rissige Weichholzpfähle. Die häufig angegebene Überwinterung im Boden konnte in aufwändigen Untersuchungen nicht bestätigt werden.
In kühleren Regionen bildet der Falter eine Generation pro Jahr. Die überwinterte Larve verpuppt sich im Frühjahr für drei bis vier Wochen (April-Juni), von Mai bis August schlüpfen die Falter. In warmen Nächten erfolgt die Paarung (mindestens 13 Grad in der Dämmerung), ein bis zwei Tage später die Eiablage, anfangs auf Blätter, später auf die Früchte selbst. Ein bis drei Wochen nach der Eiablage schlüpfen die Raupen. Sie verlassen die Früchte kurz vor der Ernte oder nach dem Fruchtfall und suchen Überwinterungsplätze auf.
In wärmeren Regionen oder Jahrenzeiten entwickelt sich zumindest teilweise auch eine stärker schädigende zweite Generation. Hier beginnt der Falterflug der ersten Generation schon Ende April, erste Larven schlüpfen ab Mai und verpuppen sich noch im Hochsommer. Dadurch tritt ab Juli eine zweite Faltergeneration auf, die sich dank der höheren Temperaturen schnell fortpflanzt und erneuten Larvenbefall ab Ende Juli erzeugt. Diese zweite Generation schädigt schon reifende Früchte und verursacht damit besonders hohe Schäden.

Der Apfelwickler (links) schädigt Äpfel durch den Fraß der Larve in der Frucht (rechts). Zeichnung oben: H. Boltshauser und C. Votteler, Fotos unten: JKI.
Wurmige Äpfel lassen sich leicht vom Baum lösen, oder sie werden notreif und fallen vorzeitig ab. Meist findet sich im seitlichen Fruchtbereich eine Einbohrstelle, um die herum sich oft ein rötlicher Hof entwickelt. Das Fruchtfleisch ist zum großen Teil ausgefressen. Auch die Kerne sind angefressen. Pro Apfelfrucht findet sich meist nur eine Raupe.
Falter und Raupe ähneln stark den etwas kleineren Pflaumenwicklern und Pfirsichtriebwicklern. Für den Falter ist der bronzene Flügelfleck ein Unterscheidngsmerkmal von den anderen rein grau-braunen Arten. Die Raupe unterscheidet sich durch ihre dunklen Warzen an den Haarbasen. An Äpfeln treten Pfirsichwickler als späte Schädlinge auf, die nur am Fruchtfleisch fressen, während der Apfelwickler auch das Kerngehäuse ausfrisst. An Steinobst können alle drei Arten auftreten.
Die geschlüpfte Raupe frisst sich über die Fruchtspitze oder direkt in die Frucht zum Kerngehäuse vor. Zuerst legt sie einen spiralförmigen Gang an und dringt anschließend direkt zum Fruchtinnern ein. Schließlich ernährt sie sich vom Kernhaus mitsamt den Samen (Kernen). Beim Fressen wird der Kot in der Form von Mehl ähnlich gemahlenem Kaffee über die Eintrittsstelle ausgeschieden und entsorgt.
Gegenmaßnahmen
Prognosen zum Schädlingsaufkommen werden mit Pheromonfallen durchgeführt und das Schlüpfen der Eier mit Gradzahlen berechnet. Dabei werden alle Temperatursummen über 10 °C zusammengezählt. Dies gibt einen Anhaltspunkt für das Fortschreiten der Entwicklung, denn diese verhält sich proportional zur Temperatursumme. Letzteres wird heute mit Wetterstation und Computer automatisch ermittelt. Bei geringem Befall im Vorjahr kann der Apfelwickler im Erwerbsobstbau gezielt chemisch durch Einsatz eines Larvizids bekämpft werden. Befallene Früchte, die abfallen oder entdeckt werden, sollten zudem schnell entfernt werden, da die Schädlinge ansonsten auf den Baum zurückkriechen und weiteren Schaden verursachen.
Bei stärkerem Befall setzt man auf die Verwirrmethode. In der biologischen Schädlingsbekämpfung nutzt man diese sowie das zu den Baculoviren gehörende Apfelwicklergranulovirus und verschiedene natürliche Gegenspieler wie Ohrwürmer (Forfikula) (findet man häufig in den Fraßgängen der Apfelwicklerlarve), Wanzen und Schlupfwespen wie z. B. Elodia tragica, Trichomma enecator, Ascogaster quadridentatus und Hyssopus pallidus. Die Larven stellen auch eine willkommene Nahrung für Vögel dar. Alle Maßnahmen, die diese Nützlinge fördern, tragen zur Regulierung des Schädlings bei. Inzwischen sind jedoch auch Apfelwickler entdeckt worden, die resistent gegen das Apfelwicklergranulovirus sind.
Literatur
- https://de.wikipedia.org › wiki › Apfelwickler
- https://www.mein-schoener-garten.de › apfelwickler-6721
- https://www.oekolandbau.de › schaderreger › tierische-schaderreger
- T. Kaltenbach und P.V. Küppers: Kleinschmetterlinge, Verlag J. Neudamm-Neudamm, Melsungen, 1987
Dr. Eckhard Holtorf, Institut für Tierökologie ,TiHo